
Vermutlich durch verunreinigtes Saatgut wurden Sojapflanzen auf einem Versuchsfeld in Thüringen mit Bakterien infiziert. Doch dieses Bakterium ist nicht nur für Sojapflanzen gefährlich, sondern auch für heimische Buschbohnen, wie Forscher feststellten.
Die Krankheit stellt sich für den Laien harmlos dar, doch bei Experten läuten alle Alarmglocken beim Anblick der vielen winzigen gelben Punkte auf den dunkelgrünen Blättern der Sojapflanzen. Daher auch der Name der Krankheit: »Tan Spot Desease«. Sie wird von Bakterien verursacht, die hauptsächlich in Südamerika und im Mittelmeerraum vorkommen. Mikrobiologen der Universität Jena staunten dann auch nicht schlecht, als sie das Bakterium namens Curtobacterium flaccumfaciens auf einem thüringischen Versuchsfeld mit Sojapflanzen nachweisen konnten.
Sojapflanzen doppelt infiziert
Die Wissenschaftler der Universität Jena verdächtigten zuerst ein anderes Bakterium als Ursache für die Pflanzenschäden. Der Erreger Pseudomonas syringae ist auch hierzulande weit verbreitet und für die meisten Infektionen an Sojabohnen verantwortlich. Die Sojapflanzen zeigen bei einem Befall mit Pseudomona syringae ein ähnliches Krankheitsbild wie bei der »Tan Spot Desease«.
Bei einer mikrobiologischen Untersuchung stellte sich heraus, dass die Sojapflanzen doppelt infiziert waren. Einerseits konnten die Forscher das häufig vorkommende Pseudomonas syringae nachweisen, zusätzlich waren die Pflanzen aber auch mit Curtobacterium flaccumfaciens infiziert.
Infektion durch verseuchtes Saatgut
Die Wissenschaftler in Jena können nur vermuten, dass die Erreger über bereits infiziertes Saatgut nach Deutschland gelangt sind. Die Gefahr besteht darin, dass das Krankheitsbild der beiden Bakterienarten sehr ähnlich ist. Werden die Erreger nicht rechtzeitig bemerkt, breiten sie sich auch auf heimischen Feldern aus und können auch andere Pflanzen befallen.
Denn die Forscher in Jena stellten bei einem Versuch fest, dass das Curtobacterium auch einheimischen Pflanzen gefährlich werden kann. Sie infizierten in einem Gewächshausversuch heimische Gartenbuschbohnen mit dem aus den Sojapflanzen isolierten Curtobacterium. Die Krankheitssymptome stellten sich noch wesentlich schlimmer dar als bei den Sojapflanzen. Binnen drei Wochen verloren die Buschbohnen fast alle Blätter und die verbliebenen waren schwer geschädigt. Das macht deutlich, welche Gefahr von dem Erreger auch für heimische Nutzpflanzen ausgeht. Die Pflanzenbestände wurden nach den Versuchen vollständig vernichtet, um eine Gefährdung anderer Pflanzen zu vermeiden.
Verhindern lässt sich das Einschleppen solcher Bakterien nur durch engmaschige und gewissenhafte Kontrollen des Saatguts. Denn sind die Pflanzen einmal von den Erregern befallen und erkrankt, gibt es keinerlei Möglichkeit sie zu behandeln. Eine Therapie gegen die Bakterien gibt es bis jetzt nicht. Großflächigem Pflanzenschaden ist also nur durch entsprechende Vorsorge- und Kontrollmaßnahmen zu begegnen. Eine notwendige mikrobiologische Kontrolle bei der Einfuhr von Soja-Saatgut ist in Deutschland bislang jedoch nicht vorgeschrieben. Wie die Studienergebnisse allerdings zeigen, wäre dies nicht nur wünschenswert, sondern dringend erforderlich.
Quelle:
Sammer UF, Reiher K: Curtobacterium flaccumfaciens pv. flaccumfaciens on Soybean in Germany – A Threat for Farming, Journal of Phytopathology 2012, Vol. 160 (6), pp 314-316, DOI: 10.1111/j.1439-0434.2012.01902.x