
Ernährungswissenschaftler und Mediziner empfehlen immer noch generell eine möglichst salzarme Ernährung. Insbesondere zur Vorbeugung von Bluthochdruck soll die Verwendung von Kochsalz eingeschränkt werden.
Aktuelle Studien regen neue Diskussionen an
Neuere Studien zeigen, dass der Einfluss von Kochsalz auf den Blutdruck überschätzt wird. Vor allem Menschen ohne Vorerkrankungen brauchen nicht auf Salz beim Kochen zu verzichten. Lediglich bei Bluthochdruckpatienten kann es sinnvoll sein, den Salzkonsum in Maßen zu halten.
Gesunde Menschen entwickeln nicht zwingend eine Hypertonie (Bluthochdruck), wenn sie überdurchschnittlich viel Salz aufnehmen. Auch das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall wurde nicht erhöht. Die Auswertung verschiedener Studien ergab sogar, dass in den Gruppen mit dem niedrigsten Salzkonsum eine höhere Sterblichkeitsrate vorlag als in den anderen Gruppen.
Salzmangel kann Folgen haben
Weil im höheren Lebensalter Appetit und Durstgefühl nachlassen, kann es bei Senioren schneller zu Salzmangel kommen. Ältere Menschen essen oft nur noch wenig und trinken auch nicht genügend, um ein Defizit an Elektrolyten auszugleichen. Viele Senioren ernähren sich zudem schon natriumarm, um Bluthochdruck zu vermeiden und weil salzarme Speisen als besonders gesund gelten.
Doch diese Ernährungsweise kann speziell für Senioren negative Folgen haben: der Salz-Wasser-Haushalt kommt aus dem Gleichgewicht und als Folge können Muskelschwäche, Beeinträchtigung der geistigen Leistungsfähigkeit und eine erhöhte Sturzneigung auftreten. Menschen mit einem Natriummangel sind weniger aufmerksam und können Probleme mit dem Gleichgewicht haben. Schon ein leichter Salzmangel zeigt ähnliche Auswirkungen wie ein Blutalkoholspiegel von 0,6 Promille.
Senioren leiden nicht zuletzt häufig an Herz- oder Nierenerkrankungen, die einen erhöhten Elektrolytverlust zur Folge haben. Ebenso kann es unter der Einnahme von entwässernden Medikamenten (Diuretika) zu vermehrtem Natriumverlust kommen.
Aufklärung weiterhin erforderlich
Bei der 19. Aachener Diätetik Fortbildung forderte Dr. Dag Schütz weitere Forschungen bezüglich des Natriummangels. Die Folgen einer chronischen Unterversorgung mit Salz sind noch zu wenig untersucht worden. Deutlich ist, dass Senioren wegen ihres Essverhaltens, bestehender Vorerkrankungen und bei der Einnahme bestimmter Arzneimittel besonders gefährdet sind. Ein über längere Zeit deutlich erniedrigter Blutdruck und darüber hinaus Appetitverlust stellen Hinweise auf einen Natriummangel dar. Untersuchungen ergaben, dass 23 Prozent der Senioren, die stationär im Krankenhaus aufgenommen werden, aber noch mobil sind, einen zu niedrigen Kochsalzspiegel aufweisen. Bei den bettlägerigen Patienten wiesen sogar mehr als 35 Prozent bei der Klinikaufnahme einen reduzierten Natriumspiegel auf. Ältere Menschen dürfen also getrost eine Prise Salz zusätzlich aufs Frühstücksei streuen.
Quellen: Springermedizin, djd
Foto: bilderkiste.de